Seit 25 Jahren schreibe ich im 10-Finger-System mit dem uns allen bekannten QWERTZ-Tastaturlayout. In den letzten drei Wochen habe ich mir das alternative Neo-Layout (halbwegs) beigebracht. Ein Erfahrungsbericht.>
Das QWERTZ-Tastaturlayout wurde auf mechanische Schreibmaschinen optimiert. Die Buchstaben sind so angeordnet, dass sich die “Hä:mmerchen” der Schreibmaschine beim schnellen Tippen möglichst nicht verhaken können. Diese Anordnung führt jedoch auch dazu, dass die Finger für die häufigsten Wörter sehr lange Wege machen müüssen.
Das Neo-Layout hingegen ist darauf optimiert, dass deutsche und englische Wörter sowie häufige Sonderzeichen beim Programmieren möglichst ergonomisch erreicht werden können. Dieser Effekt fällt beim Lernen sofort auf und ist wirklich massiv.
Das System
Alle nachfolgenden Bilder stammen von https://www.neo-layout.org/
Die Tastenbelegung von Neo ist auf 6 Ebenen aufgeteilt. Die Ebene 1 sieht so aus:
Ich versuche aktuell, wenn immer möglich mit Neo zu schreiben. Da und dort tue ich mir aber noch sehr schwer (zum Beispiel beim “blinden” eintippen von komplexen Passwörtern), weshalb ich gelegentlich per F-Taste auf QWERTZ zurückschalte.
Nichts ist perfekt
Ich muss zwar nicht allzu oft, aber doch sporadisch Texte in Französisch schreiben. Als Schweizer fehlt mir dazu die rasche Erreichbarkeit von éàè oder ç und ^. Vielleicht habe ich mir das bei Neo übliche “Stacken” mehrerer Zeichen aber einfach noch zu wenig angewöhnt.
Quelle: Foto des Autors, darf frei verwendet werden.
Zudem ist bei Neo das ß sehr gut erreichbar. Da es in der Schweiz nicht verwendet wird, ist es für mich im Grunde eine “tote” Taste.
Mobile Geräte
Während QWERTZ die linke Hand deutlich stärker belastet, versucht Neo, beide Häuml;nde möglichst gleichmässig zu nutzen. Wer am Handy ohnehin mit beiden Händen schreibt (was ich tue), wird mit Neo wenig Mühe haben. Wer aber einhändig schreibt, macht mit Neo deutlich längere Wege.
Fazit
Schon bei den ersten Übungslektionen ist mir ganz massiv aufgefallen, dass es im Computerzeitalter im Grunde rapsbescheuert ist, mit QWERTZ zu schreiben. Neo ist einfacher zu lernen und angenehmer anzuwenden. Andererseits gibt es nach wie vor keine Neo-Tastaturen zu kaufen. Wer an häufig wechselnden Workstations arbeitet, wird nicht immer auf Neo umstellen können. Und wer die kleinen “Knubbel” auf F und J behalten möchte, wird die Tasten auf der Tastatur nicht einfach anders anordnen wollen.
Wer das 10-Finger-System bereits einwandfrei beherrscht, muss sich fragen, ob die Umstellung die Mühe wert ist. Wer noch nie mit dem 10-Finger-System schreiben konnte, es aber lernen möchte, hat mit Neo meines Erachtens eine super Möglichkeit, einfach und extrem effizient einzusteigen.
Nach drei Wochen täglicher Übungssequenzen ist das mein erster langer, mit Neo geschriebener Text. Es ist noch ziemlich anstrengend und ich mache relativ viele Fehler, habe aber QWERTZ überraschenderweise schon fast verlernt. Ich werde wohl bei Neo bleiben.
Quellen:
Projektseite: https://www.neo-layout.org/
Lernprogramm: https://online.tipp10.com/
Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Neo_(Tastaturbelegung)

