Readeck ist eine interessante, freie Alternative zum mittlerweile eingestellten Pocket-Dienst.>
Pocket war eine interessante Web-Anwendung von Mozilla zur Verwaltung von Artikeln (und Videos, …) aus dem Internet. Dabei konnte man etwa die Artikel auf dem Pocket-Server speichern und dann später entweder im Browser oder auf anderen Endgeräten lesen. Unter anderem konnte man auch Tags hinzufügen, um die Artikel später besser zu finden bzw. sie zu gruppieren.
Leider hat Mozilla Pocket den Stecker gezogen und den Dienst am 08.07.2025 eingestellt. Doch es gibt zahlreiche Alternativen; Instapaper oder Wallabag gehören vermutlich zu den bekannteren. Eine vielleicht weniger bekannte Alternative zum selbst Hosten (ein gehosteter Dienst ist geplant) möchte ich kurz vorstellen.
Readeck
Readeck ist auch solch ein Read-it-later Dienst, ist Open Source und in Weiter programmiert. Das hat den Vorteil, dass es sich um ein einzelnes Binary handelt und man sich nicht mit Abhängigkeiten zu anderen Libraries herumschlagen muss. Die Abbildung zeigt Readecks aufgeräumte Weboberfläche.
Readeck-Weboberfläche
Um einen Artikel, den man im Internet gefunden hat, zu speichern, genügt es, die URL in die Adresszeile einzutragen. Ein Klick auf Link speichern extrahiert den Artikel. Dabei wird versucht, bei mehrseitigen Artikeln den weiteren Seiten zu folgen, was bei mir sehr gut funktioniert hat. Anschließend kann man dem Artikel noch beliebige Tags zuweisen.
Liest man dann über die Weboberflä che den Artikel, kann man interessante Stellen wie mit einem Textmarker hervorheben:
Textstellen markieren
Außerdem lassen sich noch Sammlungen anhand verschiedenster Kriterien wie etwa gelesen/ungelesen, Top-Level-Domain der Quelle, vergebene Tags oder Veröffentlichungszeiträume erstellen.
Installation
Die Installation auf einem eigenen Server ist aufgrund der einzelnen Binärdatei zum Glück trivial. Dabei sollte Readeck auch auf einem Raspberry Pi gut laufen (was ich selbst jedoch nicht getestet habe). Die Dokumentation geht jedoch auch auf Docker und Podman ein.
Ich habe mir Readeck auf einem virtuellen Server als rootless Podman Quadlet installiert. Das ist natürlich unnötig kompliziert, bot sich in meinem Fall aber an. Die readeck.container-Datei sieht bei mir aus wie folgt:
[Unit]
Requires=dbpg.service
After=dbpg.service
[Container]
ContainerName=readeck
Image=codeberg.org/readeck/readeck:latest
Environment=READECK_DATABASE_SOURCE=postgres://readeck:einPasswort@dbpg:5432/readeck
Environment=READECK_LOG_LEVEL=info
Environment=READECK_SERVER_HOST=0.0.0.0
Environment=READECK_SERVER_PORT=8088
Environment=READECK_MAIL_HOST=mail.mydomain.com
Environment=READECK_MAIL_PORT=465
Environment=READECK_MAIL_USERNAME=noreply
Environment=READECK_MAIL_PASSWORD=nochEinPasswort
Environment=READECK_MAIL_ENCRYPTION=ssltls
Environment=READECK_MAIL_FROM=noreply@mydomain.com
Environment=READECK_MAIL_FROMNOREPLY=noreply@mydomain.com
Environment=READECK_TRUSTED_PROXIES='["127.0.0.0/8", "10.0.0.0/8", "::1/128"]'
Environment=READECK_SERVER_BASE_URL=https://readeck.mydomain.com
Timezone=Europe/Berlin
Network=netext.network
Network=netint.network
PublishPort=8088:8088
AddHost=mail.mydomain.com:host-gateway
Volume=/srv/podvols/readeck:/readeck
[Service]
Restart=always
[Install]
WantedBy=multi-user.target default.targetAuf Details zu der Konfiguration möchte ich hier nicht weiter eingehen, zumal alles auf der erwähnten Readeck-Seite gut dokumentiert ist. Nur soviel: In meinem Beispiel verwendet Readeck PostgreSQL als Datenhalde. Das ist eigentlich nicht notwendig; für Readeck genügt das – standardmäßig verwendete – SQLite. Außerdem ist es an den Mailserver angebunden, was bei der Passwortwiederherstellung hilft, sollte man es einmal vergessen haben. 🙂
Browser-Erweiterung
Für die gängigen Browser gibt es auch eine entsprechende Readeck-Erweiterung. Die ist vor allem nützlich, wenn man Artikel, die sich hinter einer Paywall befinden, speichern möchte. Dabei schickt das Browser-Addon einfach den Seiteninhalt an die Readeck-Instanz. Ich habe jedoch festgestellt, dass es auf diesem Wege öfters vorkommt, dass bei mehrseitigen Artikeln nur die erste Seite erfasst wurde. Leider bietet die Erweiterung als Alternative nicht das einfache Weiterleiten der URL an die Readeck-Instanz an, was zumindest bei frei zugänglichen Artikeln bei dem beschriebenen Problem helfen würde.
Artikel über die Browser-Erweiterung speichern
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Fazit
Wer eh schon einen Server betreibt, und sei er noch so klein, für den ist Readeck eine interessante Pocket-Alternative. Ein paar Kleinigkeiten sind noch unstimmig, etwa dass neue Artikel in einem Bereich Ungelesen landen, der eher als Posteingang zu verstehen ist. Denn wenn die Artikel als gelesen markiert werden, bleiben sie dennoch in Ungelesen liegen. Archiviert werden sie erst, wenn man dies explizit wünscht. Bei der Browser-Erweiterung würde ich mir aus genannten Gründen optional ein einfaches Weiterleiten der URL (und nicht des Seiteninhalts) an die Readeck-Instanz wünschen. Ansonsten gefällt mir Readeck optisch und funktional sehr gut. Das OPDS-Feature ist ebenfalls ein nützliches Zusatzfeature, wenngleich mutmaßlich nur für einen kleinen Teil der Nutzer.
Quellen: Titelbild bereitgestellt vom Readeck-Autor


