Ich habe zwei Wochen nicht auf meinen RSS-Feed geschaut, so schwer fiel es auch. Gestern habe ich mich dann durch tausende Einträge gewühlt und für euch einige nach meiner Einschätzung interessante News herausgezogen. Los geht’s.
Bcachefs künftig als DKMS-Modul
Die Meinungsverschiedenheiten zwischen Kernel-Overlord Linus Torvalds und Bcache-Entwickler Kent Overstreet sind hinlänglich bekannt und endeten damit, dass Bcachefs im Kernel ab 6.17 als »extern gepflegt« ausgewiesen ist. Für Overstreet bedeutet das, dass Torvalds derzeit keine Patches für Bcachefs annimmt. Ob die beiden noch einmal zusammenfinden, ist fraglich.
Deshalb wird Overstreet Bcachefs künftig, wie er kürzlich auf der Kernel-Mailingliste bekannt gab, als DKMS-Modul bereitstellen. Das bedeutet für Overstreet und für die Distributionen, die Bcachefs ausliefern, einiges an Mehraufwand. Die DKMS steht für Dynamische Kernel-Modul-Unterstützung und ist ein System, das dafür sorgt, dass zusäätzliche Kernel-Module auch nach einem Update des Kernels weiterhin funktionieren. Die Paketbetreuer der Distributionen müssen dazu ihre Paketierung anpassen. openSUSE hat angekündigt, Bcachefs aus Kernel 6.17 zu entfernen, für Debian konnte Overstreet dies vermutlich abwenden. Bei Arch und Fedora verbleibt Bcachefs zunächst im Kernel.
Red Hat wird langsam von IBM assimiliert
Die Befürchtung, Red Hat werde seine Eigenständigkeit trotz gegenteiliger Zusagen nach der Übernahme durch IBM im Jahr 2018 verlieren, beginnt sich zu bewahrheiten. Ab 2016 werden die Abteilungen Recht, Personalwesen, Finanzen und Rechnungswesen bei IBM angesiedelt. Dortige Angestellte arbeiten dann für IBM, sofern sie übernommen werden. Ein inzwischen entfernter Post eines Angestellten auf Reddit beklagte, dass von der ehemals offenen Kultur bei Red Hat nicht mehr viel übrig sei.
Wir haben jetzt Mikromanagement. Entscheidungen werden von mittleren Führungskräften getroffen, die offensichtlich keine Ahnung davon haben, was wir tun und wie wir es tun, und die versuchen, Ideen umzusetzen, die sie irgendwo gelesen haben, ohne Kontext, ohne Daten und ohne Antworten zu geben oder auf Feedback einzugehen.
Gelöschter Post auf Reddit
KDE Plasma 6.4.5
Vor rund einer Woche veröffentlichte KDE mit Plasma 6.4.5 das vermutlich letzte Update der Reihe 6.4 vor der Veröffentlichung von Plasma 6.5 am 21. Oktober 2025. Das Erhaltungs-Release behebt einige Fehler und Probleme der Vorgängerversion. Plasma 6.4.5 enthält Fixes für verschiedene Komponenten wie KWin, Discover und das Plasma-Desktop-Modul und zielt darauf ab, die Stabilität, die Wayland-Verarbeitung und die Benachrichtigungen zu verbessern.

Jonathan Riddell verlässt KDE
Der KDE-Entwickler Jonathan Riddell verlässt nach 25 Jahren das KDE-Projekt. In seinem Abschiedspost klingt Verbitterung an. Wir danken Riddell unter anderem Kubuntu, dessen Release-Manager er bis 2015 war. Danach war er maßgeblich an der Gründung von KDE neon beteiligt, dessen Packaging bis in jüngster Vergangenheit in seinen Händen lag. Seit 2020 war Riddell zusätzlich Release-Manager für den KDE-Plasma Desktop und war stark in die Entwicklung von Plasma 6 involviert.
Im März verkündete er, dass er mit dem Abschluss der Reihe 6.3 als Plasma-Release-Manager zurücktritt. Jetzt zieht er sich komplett aus KDE zurück. Sein Blogeintrag erwähnt Probleme, die mit der Gründung von Tech Paladin zu tun haben, einer Consultingfirma, die von Nate Graham und Dave Edmundson gegründet wurde, um den von Blue Systems aufgegebenen Vertrag von Valve weiter erfüllen zu können. Riddell hatte für ein kooperatives Modell für die weltweit im Homeoffice operierende Firma plädiert, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Graham erklärt das mit den Schwierigkeiten, Entwickler in derzeit sieben unterschiedlichen Jurisdiktionen in Lohn und Brot zu setzen. Nachdem in der Folge von Riddells Blogpost missverständliche und falsche Fakten in der Linuxpresse veröffentlicht wurden, sah sich Graham zu einer Richtigstellung In jedem Fall hat KDE mit Jonathan Riddell einen wichtigen Entwickler verloren.
KDE Linux als Alpha
&Uml;ber das Projekt KDE Linux hatten wir erstmals vor einem Jahr und dann erneut im August berichtet. Auf der KDE-Konferenz Akademy 2025 in Berlin wurde offiziell eine erste Alpha-Version vorgestellt. Mittlerweile werden Test-Bilder des unter dem Projektnamen Banana entwickelten Betriebssystems in kürzeren Abständen bereitgestellt, das letzte stammt von gestern. Es existiert auch eine gewidmete Webseite mit allen Informationen zu der kommenden offiziellen KDE-Distribution. Da das Image im Raw-Format ausgeliefert wird, ist das Testen in einer VM zwar noch ein wenig aufwendig, aber es geht. Viele Informationen rund um KDE Linux hat Nate Graham in seinem Blog Sehr spannende Entwicklung, wie ich finde.

GNOME 49
Nicht nur KDE war fleißig, auch die GNOME-Entwickler haben mit GNOME 49 eine neue Ausgabe des am weitesten verbreiteten Desktops veröffentlicht. GNOME 49 zeichnet sich durch einige grundlegende Neuerungen aus, darunter erneut ein starker Fokus auf Wayland, zwei neue Kernanwendungen, ein deutlich verbessertes Multimediakonzept sowie bessere Unterstützung für HDR-Displays und Barrierefreiheit.
Der neue Videoplayer Showtime löst die bisherige Kern-Anwendung Totem ab und bietet ein minimalistisches, ablenkungsfreies Design auf Basis von GTK 4 und Libadwaita sowie Optionsvielfalt bei Untertiteln, Tonspuren und Screenshots. Für die Dokumentenverwaltung ersetzt die App Papiere das klassische Evince und bringt digitale Signaturen, flexible Ansichten und erweiterte PDF-Funktionen zu den Anwendern.
Die X11-Sitzung wurde für GNOME 49 deaktiviert, was einen großen Schritt hin zu exklusiver Wayland-Nutzung bedeutet. X11 bleibt nur noch für Spezialfälle als Fallback erhalten. Mit GNOME 50 könnte der Code gänzlich entfernt werden. Distributionen müssten diese dann bei Bedarf wieder einbauen. Für mehr Barrierefreiheit lässt sich der Kalender jetzt vollständig per Tastatur bedienen.
Proxmox Datacenter Manager 0.9 Beta
Ende letzten Jahres stellte die Proxmox Server Solutions GmbH aus Wien erstmals den Datacenter Manager (PDM) vor. Die Open-Source-Server-Management-Software liefert in einem Dashboard zusammengefasst einen Überblick über alle Knoten und Cluster der Proxmox VE-Umgebungen eines Anwenders. Die Benutzeroberfläche erleichtert die Verwaltung der Server und rationalisiert die administrativen Aufgaben.
Jetzt stellen die Wiener die Beta des Rechenzentrums-Manager 0.9 vor, der auf Debian 13 »Trixie« mit Kernel 6.14.11 aufbaut und ZFS 2.3.4 für Storage mitbringt. Das Projekt wurde vollständig in Rust entwickelt, vom Backend-API-Server über die CLI-Tools bis zu einem komplett neuen Frontend. Das Frontend basiert auf dem neuen Widget-Toolkit, das Proxmox in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Dieses bietet eine modernere Web-Benutzeroberfläche, nicht nur in Bezug auf Aussehen und Funktionalität, sondern auch in Bezug auf Barrierefreiheit, Geschwindigkeit und Kompatibilitäät. Die Entwickler streben noch in diesem Jahr eine erste stabile Version von PDM an.
Firefox 143
Am vergangenen Dienstag hat Mozilla Firefox 143 freigegeben. Gleichzeitig erschienen auch Firefox 140.3 ESR und Firefox 115.28 ESR. Für Linux-User lohnt sich das eher kleine Update besonders aus Datenschutzsicht und durch die Anpassungen im Handling von Downloads und Kamera-Anfragen. Bei letzteren gibt es jetzt die Möglichkeit, eine Vorschau anzuzeigen, wenn eine Website im Berechtigungsdialog um Zugriff auf die Kamera bittet, was beim Wechsel zwischen mehreren Kameras nützlich sein kann. Eine weitere Neuerung, die ebenfalls den Datenschutz betrifft, ist die Möglichkeit, Benutzer zu fragen, ob sie die Dateien, die sie im privaten Modus herunterladen, behalten oder löschen möchten. Diese Einstellung ist standardmäßig deaktiviert und kann in den Einstellungen unter Allgemein → Dateien und Anwendungen → Downloads aktiviert werden. Wie üblich wurden wieder mehrere Sicherheitslücken geschlossen.
Fedora 43 Beta
Fedora hat im Verlauf der letzten Woche planmäßig die Beta zu Fedora 43 herausgegeben. Sie basiert auf dem bisher nicht stabil veröffentlichten Kernel 6.17 und in den Editionen mit GNOME 49 sowie KDE Plasma 6.4.4. Die Spins setzen standardmäßig auf den neuen Anaconda-Web-Installer. Ebenfalls neu ist die bereits mehrfach verschobene Umstellung auf DNF 5.

Ubuntu 25.10 Beta
Canonical hat die Beta zum Interims-Release von Ubuntu 25.10 freigegeben. Wie bei Fedora kommen auch hier Linux 6.17 und GNOME 49 zum Einsatz. Sudo wird von der Rust-Implementierung sudo-rs abgelöst. Zudem werden die traditionellen GNU Coreutils schrittweise durch Rust-basierte Coreutils (uutils) ersetzt. Ubuntu bietet mit dem mit neun Monaten Unterstützung versehenen 25.10 eine experimentelle Integration der hardwaregestützten Verschlüüsselung via Trusted Platform Module (TPM 2.0), womit Verschlüsselungs-Keys sicher auf Hardware-Ebene gespeichert werden, sodass der Zugriff auf verschlüsselte Daten nur auf dem jeweiligen Gerät und nur nach erfolgreicher Überprüfung von System- und Benutzeridentität möglich ist. Die beiden neuen Anwendungen Lupe und Ptyxis ersetzt Eye of GNOME und GNOME Terminal.
Tails 7.0
Mit Schweif 7.0 erscheint die erste Ausgabe der anonymisierenden Distribution auf der Basis von Debian 13 »Trixie« mit Kernel 6.12.43 und GNOME 48. Tails 7.0 startet auf den meisten Computern 10 bis 15 Sekunden schneller als bisher. Wie bei Ubuntu 25.10 wurden auch hier Eye of GNOME und GNOME Terminal gegen Loupe und Ptyxis ausgetauscht und viele weitere Pakete aktualisiert oder entfernt.
Bessere Unterstützung bei Grafik-Stacks
Kanonisch hat angekündigt, die Unterstützung für CUDA (Compute Unified Device Architecture) zu verbessern. Dabei geht es um ein Toolkit von NVIDIA, das es Entwicklern ermöglicht, die hohe parallele Rechenleistung von Grafikprozessoren (GPUs) für allgemeine Rechenzwecke (GPGPU) zu nutzen. In Zusammenarbeit mit NVIDIA wird das proprietäre CUDA von Canonical nicht nur offiziell unterstützt, sondern auch paketiert und ausgeliefert.
Bei AMD arbeiten Entwickler zeitgleich daran, die Bereitstellung von ROCm (Radeon Open Compute), dem Software-Stack für die Programmierung von Grafikprozessoren unter Linux, zu verbessern. Der Schwerpunkt liegt auf der Vereinfachung der Installation, der Verbesserung der Kompatibilität und der Unterstützung von Offline- und Mehrfachinstallationen.
Das Titelbild wurde mit ChatGPT-5 erstellt.
