Wer kennt es nicht? Das Einbinden von Repositories aus dritter Hand ist oft mit Hürden verbunden, die mehr Zeit und Hirnschmalz kosten als sie sollten. So sind die Instruktionen für das Einbinden der GPG-Schlüssel und des Eintrags in die Quellenliste auf den Webseiten der Anbieter einer zu installierenden Anwendung oft veraltet. So empfehlen einige Webseiten immer noch das längst ausrangierte Tool apt-key, was nicht so technikaffine Anwender vor Probleme stellen kann.
Bereits seit 2019 verfügt Debian über das nicht sonderlich beworbene Paket extrepo,das beim Einbinden von Repositories aus dritter Hand behilflich ist. Mit Extrepo entfallen für viele Fremd-Repositories die manuellen Schritte wie das Herunterladen und Einbinden von GPG-Schlüsseln und Einträge in die Quellenliste.
Kuratierte Liste
Dazu pflegt Debian für verschiedene Veröffentlichungen eine kuratierte Liste von viel genutzten Anwendungen, die aus verschiedenen Gründen nicht in den Debian-Repositories vertreten sind. Dort sucht man zunächst nach seiner Veröffentlichung und sieht dann, welche Anwendungen über Extrepo automatisiert eingebunden werden können. Für Debian 13 »Trixie« finden sich dort rund 150 Einträge. Darunter sind Anwendungen wie Anydesk, Google Chrome, Brave, Signal, Docker, Jellyfin, Onlyoffice und viele weitere häufig verwendete Programme.
Vorbereitung
Extrepo muss zunächst installiert werden. Um es sinnvoll anwenden zu können, muss anschließend die Datei /etc/extrepo/config.yaml mit dem Editor des Vertrauens angepasst werden. Sie sollte danach so aussehen:

Die Kommentarzeichen vor den Zeilen mit contrib und non-free wurden entfernt und die Einträge entsprechend der Zeile mit main eingerückt. Das korrekte Einrücken ist bei Yaml-Dateien besonders wichtig, da sie sonst den Dienst verweigern. Warum war diese Änderung notwendig? Weil viele der Repositories aus dritter Hand ihr Zuhause in diesen beiden Abschnitten finden. Proprietäre Software oder solche mit proprietären Anteilen oder Abhängigkeiten lässt sich ohne die Aktivierung dieser Repo-Abschnitte nicht installieren.
Vorgehensweise
Nachdem die korrekte Schreibweise des gesuchten Pakets in der Liste ermittelt wurde, kann man sich die verfügbaren Angaben mit dem Befehl sudo extrepo search [Paketname] hier am Beispiel von VSCodium anschauen:

Anschließend führt der Befehl sudo extrepo enable vscodium im Hintergrund zur automatischen Konfiguration des Repositories inklusive des Downloads und der korrekten Platzierung des GPG-Schlüssels. Beim anschließenden Aktualisieren der Quellenliste mittels sudo apt update ist das neue Repository bereits mit von der Partie. Jetzt kann VSCodium ohne weitere Klimmzüge installiert werden.
Der Eintrag in die Quellenliste findet bei Verwendung von Trixie im neuen deb822-Format statt, die GPG-Schlüssel liegen in einem eigenen Verzeichnis unter /var/lib/extrepo/keys.

Damit ist VSCodium einsatzbereit. Das Repo kann jederzeit mittels sudo extrepo disable vscodium stillgelegt werden. Extrepo verfügt auch über eine interne Update-Funktion, die über sudo extrepo update angestoßen wird. Der Befehl sollte sporadisch ausgeführt werden, denn er aktualisiert alle über Extrepo eingebundenen Einträge, falls diese seit der letzten Durchführung Änderungen erfahren haben.
Es ist verständlich, dass Debian Extrepo nicht weiter propagiert, da es nicht im Sinne der Entwickler ist, wenn Anwender mit Repositories aus dritter Hand arbeiten. Zu schnell kann dabei ein FrankenDebian entstehen, das nicht mehr wartbar ist. Mit Bedacht genutzt, bieten diese Repositories jedoch Zugriff auf zusätzliche Software, die Debian selbst nicht anbietet. Extrepo bietet hier eine wesentliche Vereinfachung beim Einbinden häufig genutzter Anwendungen und verdient weitere Verbreitung.

