24. Oktober 2025 Olli Lesezeit: 3 Minuten
Ein Meinungsartikel von unserem Autor Olli zum Thema des Podcasts Folge 153: “Haben wir die Jugend verloren?”;
Der Podcast vom 1. Oktober „Haben wir die Jugend verloren?“ – geistert mir im Hirn herum und ist Anlass für diesen Artikel.
Der Jugend wird häufig vorgeworfen, ich nehme den Podcast hier aus, er ist wirklich nur der Aufhänger, sich für nichts zu interessieren und häufig den leichtesten Weg zu nehmen. Letzteres stimmt sicherlich, aber das war/ist bei uns (Älteren/Eltern) sicher auch der Fall :-).
Ich merke eine überhebliche Sichtweise auf die Jugend, was ihre Fähigkeiten, Neigungen, Meinungen etc. angeht. Ich nehme mich da nicht aus.
Aber beim Thema Open Source hat die Jugend meines Erachtens wenig Chancen und wir als Gesellschaft haben sie zu wenig eingebunden. Ich versuche im Folgenden ein paar Punkte zu nennen, warum das Unterfangen, Jugendliche für Open Source zu interessieren, so schwierig ist.
- Sie haben an Geräten häufig nur noch ihr Handy oder ein iPad von der Schule → sie können auch auf dieser Hardware keine Software testen oder verändern. Das iPad fällt als Versuchskaninchen aus. Das eigene Handy erst recht, wer riskiert schon auf seinem einzigen (dem wichtigsten!!!) Gerät eine Installation von GrapheneOS, CalyxOS und LineageOS? Zudem sind nur wenige Modelle geeignet für eine Installation.
- Ein anderes und meines Erachtens weitaus gravierenderes Problem ist, dass sie von den Arbeitsrechnern nur Windows oder Mac kennen. In der Schule wird leider kaum über Open Source oder digitale Souveränität gesprochen! Ferner werden sie ausschließlich mit MS Office konfrontiert und gewöhnen sich so daran. In der Ausbildung bzw. im Studium geht es mit diesem Öko-System häufig weiter. Obwohl es im akademischen Umfeld mehr Linux/Open Source gibt, ist es auch hier verschwindend gering.
- Zudem hat die Open-Source-Bewegung einen weitaus stärkeren Gegner mit Google bekommen. Google hat mit Android ein intuitives und gut bedienbares Betriebssystem geschaffen, das stabil läuft und auf den ersten Blick nichts kostet. Es gibt folglich keinen Grund für die Jugendlichen, hier etwas zu ändern. Windows als Betriebssystem war weitaus anfälliger. Ich habe Win 98 SE so häufig installiert, dass ich irgendwann meinen Win-Key auswendig kannte:-) Und da bei Android Chrome installiert ist, hat sich fast jeder daran gewöhnt und es zunehmend auch auf dem Desktop installiert. Chrome ist so stark geworden, dass Firefox zunehmend die Luft ausgeht. Dabei ist Firefox meines Erachtens das wichtigste Open-Source-Projekt.
- Man sollte das Problem auch bei den Politikern sehen, die viel von Open-Source reden, aber nicht auf ihr Windows verzichten wollen [^1]Überdies wird viel von Datensicherheit gesprochen, überall muss man die verdammten Cookies wegklicken, aber gleichzeitig ist man bemüht, die Chatkontrolle einzuführen. Wenn es nicht so traurig und widersprüchlich und widerlich wäre, müsste man darüber lachen. Die Sinnhaftigkeit erschließt sich einem auch nicht.
- Zudem haben wir, falls wir nicht in irgendeinem Verein tätig sind oder ohnehin mit Jugendlichen zu tun haben, keine Berührungspunkte mit ihnen.
- Die Presse im deutschsprachigen Raum kann man getrost vergessen, nur Österreich bietet mit dem “Standard” noch ein ernst zu nehmendes Medium, das über Linux und Open Source berichtet. Vermutlich lesen die Kids aber eh keine Presse. https://gnulinux.ch/ und https://linuxnews.de/ sind groß, aber ich zähle sie nicht zu den Leitmedien. Die jungen Leute haben auch wenig Chancen über Linux zu stolpern, so wie ich damals glücklicherweise im “Stern” darüber gestolpert bin und seitdem privat ausschließlich Linux verwende.
Fazit
Ich habe hier einige Gründe genannt, warum die Jugend sich kaum mit Open Source befasst. Meines Erachtens müssen wir die Rahmenbedingungen zu unseren Gunsten ändern und uns überlegen, wie wir das bewerkstelligen, wenn wir weiterhin in einer freien Gesellschaft leben wollen. Sollten die Kurse der „Magnificent Seven“ weiter so steigen², ist unsere Freiheit bedroht. Die Einführung der Chatkontrolle ist vorlääufig nur verschoben. Angriffe auf unsere Daten kommen von allen Seiten. Deshalb sollten wir langsam anfangen, Vorschläge zu sammeln, wie wir die Jugend einbinden. Wer Vorschläge hat, soll gerne kommentieren.
Quellen:

