KI ist auch unter Linux nicht haltbar. Die großen Linux-Distributionen und die Kernel-Community sehen sich in der Pflicht, Richtlinien für die Verwendung von KI bei Entwicklung und Dokumentation aufzustellen, um so eine ethische Verwendung von KI zu gewährleisten.
Das Gentoo-Comitee hat bereits im Frühjahr 2024 rigoros beschlossen, keinen KI-generierten Code mehr in der Distribution zuzulassen. Bei Debian wird nach anhaltenden Diskussionen eine General Resolution (GR) angestrebt, also eine Abstimmung, an der alle offiziellen Debian-Entwickler teilnehmen dürfen.
Sasha Levin, prominenter Kernel-Entwickler und Mitarbeiter von NVIDIA, hat Ende Juli auf der Kernel-Mailingliste Vorschläge zu einer Reglementierung für KI-Codeassistenten in der Kernel-Entwicklung gemacht. Dazu reichte er einen Bitte um Kommentare (RFC) ein und stieß damit eine rege Diskussion an. Der Vorschlag zielt darauf ab, klare Richtlinien für die Verwendung von KI-Codeassistenten wie Claude, GitHub Copilot bei der Mitarbeit am Linux-Kernel festzulegen.
Vierzehn Tage für Feedback
Jetzt hat auch das Fedora Council als das oberste Führungs- und Leitungsgremium des Fedora-Projekts einen Richtlinienentwurf zu KI-gestützten Beiträägen vorgelegt. Damit öffnete sich ein zweiwöchiges Zeitfenster für Feedback aus der Community, bevor über die vorgeschlagenen Richtlinien abgestimmt wird. Die Diskussion ist bereits in vollem Gange.
Der Entwurf stellt klar den Menschen in den Vordergrund. Er muß KI-generierte Beiträge verstehen, prüfen und testen, bevor sie eingereicht werden. Beiträge, die aus KI generiert und ungeprüft eingereicht werden, gelten als unakzeptabel. Wenn in einem Beitrag KI signifikant genutzt wurde, soll das offengelegt und in der Commit-Beschreibung mit einem Marker wie Assisted-by: [Tool] versehen werden. Reviewer dürfen KI zur Unterstützung einsetzen, aber KI darf nicht allein entscheiden, ob etwas angenommen wird oder nicht.
Opt-in für Anwender-KI
KI-Features für Anwender sollen zwingend opt-in sein, auch niemals standardmäßig eingeschaltet. Der Einsatz von KI für Barrierefreiheit wird ausdrücklich begrüüt. KI- und ML-Tools sollen unter Einhaltung bestehender Richtlinien sinnvoll in Fedora integriert und paketierbar sein. Bei der Nutzung von Fedora-Projekt-Daten soll massives Scraping, das die Infrastruktur belastet, untersagt werden. Bei der Nutzung projektspezifischer Daten zu Trainingszwecken müssen Lizenzen, Attribution und Offenheit respektiert werden.
Es wird spannend sein, zu sehen, ob Fedora in der Praxis eher auf Strenge, also auf Durchsetzung und Kontrolle setzt, oder der Kultur gegenseitigen Vertrauens den Vorzug gibt.
