Zum Wochenende: Die Qual der Wahl

Zum Wochenende: Die Qual der Wahl

In der Linux-Welt gibt es mehr Auswahl, als Umsteigern lieb ist. Deshalb ist es wichtig, klare Empfehlungen auszusprechen, auch wenn das manchmal nicht so einfach ist.>

Gestern stiess ich auf Mastodon auf eine Frage von grundschulmann:

#linuxumstieg
Bin seit Anfang des Schuljahres mit meinem Arbeitsgerät auf #linux umgestiegen. Klappt soweit gut, nur manches muss ich noch lernen: Hätte gern, dass mein PC wichtige Ordner 1x pro Woche automatisch auf mein NAS spiegelt, sodass ich immer ein 1:1-Backup habe. Bei #win10 habe ich das mit #freefilesync batch-skript über die Aufgabenplanung gemacht. Wie geht das bei #linux?

Meine Antwort war:

Du könntest es in dein normales Backup-Konzept einbeziehen oder über Autostart bei jedem Booten ein Shell-Skript anstossen, welches rsync ausführt.

Sogleich gingen mir Gedanken durch den Kopf, wie man das am besten bewerkstelligen könnte. Als alter Linux-Hasen lag die offensichtliche Lösung auf der Hand: Ein Cronjob, der ein Shell-Skript startet, welches mit rsync das Backup durchführt. Oder lieber einen SystemD-Timer, der pr&uuml:fen kann, ob das NAS &uuml:berhaupt erreichbar ist? Doch wie wäre es mit einem Backup-Programm, welches die Zeitsteuerung bereits eingebaut hat?

Das Gute bei Linux ist, dass es für alles eine Lösung gibt. Leider (oder zum Glück) gibt es meistens sehr viele Lösungen.

Dann sah ich, dass es sich beim Grundschulmann um einen Einsteiger in die Linuxwelt handelt. Einsteigern muss man nicht mit Cronjobs, SystemD oder rsync kommen. Das sind zwar valide, funktionale und stabile Lösungen, sie überfordern den Umsteiger jedoch.

Mein letzter Gedanke fiel auf ein einfaches Backup-Programm mit eingebauter Zeitsteuerung. Wie wäre es denn mit DejaDup? Diese Anwendung ist sehr einfach zu bedienen und erfüllt die Anforderungen vongrundschulmann. Das Paket gibt es in den Repositories aller Distributionen. Ich verzichte hier auf eine Erklärung zur Bedienung von DejaDup, da diese kinderleicht ist:

  1. Zu sichernde Ordner hinzufügen
  2. Zielort für die Sicherung eintragen
  3. Häufigkeit der Sicherung auswählen, z. B. wöchentlich
  4. Automatisch oder bei Bedarf die Sicherung ausführen lassen

Zum Wochenende: Die Qual der WahlDuplicity als Backup-Dienst zum Einsatz; man kann aber auch (experimentell) Restic auswählen.

Bei Backup-Anwendungen gibt es immer wieder die Fragen, ob man noch an die gesicherten Daten herankommt, wenn das Backup-Programm nicht mehr funktioniert. Bei DejaDup sind die gesicherten Dateien im Zielverzeichnis auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Sie verstecken sich in tar-Archiven, sodass man beim Versagen der Anwendung zur Not auch von Hand die gesicherten Dateien wiederherstellen kann.

Klare Empfehlungen aussprechen

Wie so oft habe ich mich zu lange mit der Einleitung aufgehalten. Doch es war mir wichtig, demgrundschulmann eine klare Empfehlung zu geben. In der GNU/Linux-Welt begegnet uns diese Herausforderung ständig: Welches ist die beste Distribution, welche Desktop-Umgebung soll man empfehlen, welche Office-Suite darf es denn sein?

Bei uns (FSFE-Schweiz) laufen derzeit die EndOf10-Workshops, bei denen wir Windows-Nutzern den Umstieg auf Linux erleichtern. Dabei hat sich Linux Mint mit dem Cinnamon-Desktop als einsteigerfreundliche Empfehlung etabliert. Doch es stellt sich die Frage, ob das noch state of the art ist. Wäre nicht ZorinOS 18 die bessere Wahl für Windows-Umsteiger? Und so geht das weiter: Empfiehlt man LibreOffice, oder ONLYOFFICE? Lieber Thunderbird oder Evolution? Zumindest beim Webbrowser sollte es keine Überlegungen geben: Es darf nur Firefox sein (wegen Manifest V3).

Entscheidend ist, dass sich Ein- und Umsteiger abgeholt fühlen und von Anfang an ein funktionierendes System haben, welches ihre Grundanforderungen erfüllt. Das Entdecken der großen Vielfalt kommt früher oder später von ganz alleine.

Titelbild: https://pixabay.com/photos/apple-pear-fruit-food-foods-519700/

Quellen: im Text

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